Zeichnungen
Preis je Zeichnung: 280 Euro (inkl. Rahmung)
Familienalbum (unbekannt, 1971-76)
Wie sind heute umgeben von einer digitalen Bilderflut. Während bei der analogen Fotografie meist nur Profis massenhaft Bilder schossen, hat sich durch die Digitalfotografie und das stets parate Smartphone ein ständiges Ablichten durchgesetzt. Online-Plattformen werden im Anschluss zur Verbreitung genutzt. Parallel zur Digitalfotografie hat sich auch die Selbstinszenierung durchgesetzt – auf Instagram und facebook wird meist ein cleanes, unangreifbares Image geschaffen, das einerseits Nähe vermitteln soll, andererseits aber doch nie etwas wirklich persönliches, sensibles verrät.
Auch ein Familienalbum war dafür gedacht, es vorzuzeigen, allerdings nicht jedem oder gar einem Unbekannten, sondern im engsten Kreis oder zur Anschauung, wollte man aus seinem Leben erzählen. Es war wesentlich intimer, weil es nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht war. Denn man konnte auch nicht knipsen und löschen bis man sich gefiel, das Ergebnis hat man immer erst nach dem Entwickeln gesehen. Der Wert eines Abzugs war so hoch, dass man auch nicht ganz den Wünschen entsprechende Bilder häufig noch einklebte.
So ist auch die entwaffnend momenthafte und manchmal chaotische Bildsprache nicht mit der heutigen vergleichbar. Das alles machte die Fotoabzüge aus den 70er-Jahren für Ulrike Bernhard spannend, um sie als Vorlagen für eine Zeichnungsserie zu verwenden. Denn Zeichnungen und Malerei sind die Möglichkeiten gegeben, ausgewählte Aspekte zu betonen, die auf den Vorlagen zunächst gar nicht ins Auge fallen.
Durch das veränderte Medium wird es zudem möglich, den Personen aus dem auf dem Trödelmarkt gekauften, fremden Familienalbum ihre Intimsphäre zu lassen, es treten das vorherrschende Design, die Freizeitaktivitäten, Gesten, Urlaubserinnerungen, Partyformen oder Rituale in den Vordergrund. Wie in den Arbeiten aus der Serie „Berliner Bauten“ spielen auch hier Muster eine vorherrschende Rolle. Diesmal allerdings nicht durch eine besonders gewählte Perspektive von Raumsituationen und Architektur, sondern viel direkter: In der Betonung des alles Umgebenden.